Aleksey Orlov
Alatairë
06.11.2024
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Quentin Emery
Als Aleksey Michajlowitsch Orlov stellt sich der 37-Jährige längst nicht mehr so häufig vor, seinen Vatersnamen unterschlägt er gern, um bei neuen Bekanntschaften keinen Knoten im Gehirn zu verursachen. Viele von seinen neugewonnenen Freunden in Chicago nennen ihn auch schlicht nur Alex. Seine Frau hingegen, nennt ihn auch gern Lyosha. Sein Name verrät schon, dass Aleksey russische Wurzeln besitzt, obwohl er einen sehr westlichen Lebenstil pflegt. Er wurde 1984 noch in der Sowjetunion in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, geboren und verbrachte dort seine ersten 14 Lebensjahre in bescheidenen Verhältnissen. Als Lehrerin verdiente seine Mutter nämlich nicht besonders viel. In den ersten Jahren nach Alex’ Geburt wurde sie noch durch seinen Vater finanziell unterstützt. Selten stattete Michail Orlov seinem unehelichen Sohn sogar heimliche Besuche ab (denn er war mit einer anderen Frau verheiratet). Doch die Besuche und die kleineren Finanzspritzen kamen schlagartig zum Erliegen, als sein Vater in die USA auswanderte… na gut, flüchtete.
Seine Mutter und Großmutter erzogen ihn nach dem russisch-orthodoxen Glauben, viel hängengeblieben ist bei Alex davon allerdings nicht. Und auch der Klavierunterricht, den die Musiklehrerin ihrem Jungen aufbürdete, trug wenig Früchte. Aleksey galt in seiner Jugend und Kindheit als aufgeweckt, ruhelos und rebellisch. Sein Verhalten verschlechterte sich, als seine Mutter krank wurde. Und mit ihrem Tod 1998 änderte sich für den Jungen alles: Sein Vater nahm ihn zu sich nach New York, der Familienname änderte sich, Aleksey sah sich neuen Menschen, einer neuen Welt und Lebensweise, wie auch einer neuen Sprache gegenüber. Ihm blieb gar keine Zeit, um den Tod seiner Mutter angemessen zu betrauern. Denn der Kulturschock und neugewonnene Luxus überschatteten alles. Alex kam auf ein Internat, musste auf Wunsch seines Vaters zusätzliche Sprachkurse belegen und auch ein Sprachtraining, um sich den russischen Akzent abzugewöhnen. Denn laut seines Vaters klang Russisch in den Ohren der Amerikaner ‘ungehobelt, brutal und wenig eloquent’.

Es gab eine Zeit in der Aleksey - verunsichert und überfordert von all den neuen Eindrücken - mit seiner Identität und Herkunft haderte. Doch er kämpfte sich durch, und begann zum Unmut seines Vaters kein ökonomisch geprägtes Studium, sondern wählte ausgerechnet Kunst und Kunstgeschichte, später wechselte er den Studiengang, um Restaurator werden zu können. Vielleicht hätte ihn seine Stiefmutter nicht so häufig in die Museen schleppen oder ihn in ihre Galerie einladen sollen, dachte sich sein Vater vermutlich. Alex’ Kunstverständnis und -liebe hatte sich allerdings schon viel früher ausgeprägt.


2010, als Aleksey war gerade einmal 26 Jahre alt war und eine mittelmäßige Anstellung in einer kleinen Restaurationsfirma gefunden hatte, starb sein Vater überraschend an einem stressbedingten Herzinfarkt. Eine Mahnung, dass Arbeit nicht alles im Leben sein sollte. Obwohl seine Stiefmutter und Alex’ Halbbruder das Privatvermögen und die Immobilien erbten, gingen sämtliche Wertpapiere von Michail auf Aleksey über. Und da Michail die Aktienmehrheit über seine Firmen besessen hatte, war sein Sohn mit einem Mal Geschäftsführer und Gesellschafter - doch nicht für lange. Alex machte kurzen Prozess und verkaufte sämtliche Aktien. Das wiederum machte ihn mit einem Schlag zum Mulitmillionär (selbst nach Abzug der Steuern). Doch damit ging Alex nie hausieren, selbst seine Frau ist nicht gänzlich über Alex’ Vermögen im Bilde, weil es etwas ist, über das er ungern spricht. Er wollte selbst auch nie wissen, wie genau sein Vater zu so viel Reichtum gekommen war, denn Oligarchen waren in Russland in etwa so beliebt wie jemand, der vor einem Obdachlosenheim Rubel um Rubel verbrannte.

Mit seinem neugewonnenen Reichtum zog es ihn von 2011 bis 2014 nach Chicago, wo er einen Job als Restaurator am The Conservation Center ergatterte. Ebenso beschäftigte sich Alex in diesem Zeitraum auch intensiver mit der Bildhauerei. Er ist auch talentiert im Zeichnen, doch dieses Können setzt er mehr in den Skizzen für seine Bildhauerei um. Der Liebe wegen zog er anschließend allerdings zurück nach New York, obwohl ihn Chicago als Wohnort viel mehr reizte. Doch seine Beziehung zum aufstrebenden Model hielt nicht auf Dauer.
2016 begegnete Aleksey schließlich seiner zukünftigen Frau nachts auf der Manhattan Bridge. Das erste Aufeinandertreffen mochte dramatisch gewesen sein, doch alles wendete sich zum Guten. Die beiden trafen danach immer wieder bewusst aufeinander und mit der Zeit erwuchs eine innige Zuneigung und Liebe. Er brachte Anastasiya dazu, sich von ihrer toxischen Familie loszusagen und mit ihm nach Chicago zu gehen, obwohl es verrückt klang. Alex hatte ihnen beiden ein schönes Greystone House in der 2031 N Mohawk St in Lincoln Park erworben und parallel dazu seine eigene kleine Restaurationsfirma Orlov Fine Art Restoration gegründet.
Im Mai 2020 wurde sein Glück mit der Hochzeit schließlich vergoldet. Die Jahre der Entbehrungen und Familientragödien schienen passé und Aleksey konnte endlich zufrieden in die Zukunft schauen…


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