These are the Chapters of My Life
Felix Gallagher
Federleicht fliegen die Finger über die Tastatur, entlocken dem Klavier die schönsten Töne. Die Augen dabei stets fest geschlossen, so sehr fühlt er die Musik. Braucht seine Augen nicht, um zu wissen, wo die Tasten sind, konzentriert sich völlig auf das, was er fühlt und hört. Und doch wird kaum wahrgenommen, wie wunderschön sein Spiel ist, dient es doch nur der Unterhaltung der Gäste des ENRICO'S, die hier jeden Abend essen kommen. Für seine Saxofon-Soli kann er ab und an Beifall generieren, weiß andere durch seine Musik zu begeistern und ist deshalb auch nicht gekränkt, wenn wieder ein paar Banausen im Publikum sitzen. Mit der Musik, genauer genommen als Pianist, verdient er sein Geld und das ist alles, was Felix Gallagher jemals wollte. Seinem Vater beweisen, was in ihm steckt, auch wenn dieser nun schon viele Jahre tot ist. Er hat ihn nur ein einziges Mal spielen hören. Eine Erinnerung, an der Felix noch heute zehrt. Man sieht es ihm an, seine Familie fehlt ihm. Auch all die Jahre haben das nicht ändern können. Nur noch seine Mutter ist da, die aber selbst kaum noch ein Leben hat, das der 29-jährige (*16. Mai 1992 in Boston, Massachusetts) als lebenswert betiteln würde. Er quält sich gern selbst mit der Einsamkeit, lässt sich nur von seinen besten Freunden aus ihr befreien. Die dürfen diese Schwäche auch sehen. Doch der Schmerz bleibt. Macht seine Musik authentischer, behauptet er gerne, dabei wünscht er sich durchaus etwas Nähe, etwas Geborgenheit. Hat das Single-Dasein auch irgendwie satt, aber mag auch seine Freiheiten. Hier in Chicago, wo er gemeinsam mit seiner Dalmatinerhündin Tinkerbell (kurz: Tink) eine Zwei-Zimmer-Wohnung in der 3252 S Halsted Street bewohnt, hat er aber immerhin das Gefühl, irgendwie angekommen zu sein. Auch wenn man ihn noch heute den irischen Dialekt seiner Vorfahren sprechen hört und dann manchmal doch überlegen muss, ob er wirklich Amerikaner ist oder nicht. Und wenn man ihn nicht mehr versteht, kann man sich sicher sein, dass er gerade wie ein Rohrspatz am Fluchen ist – stilecht in Gälisch. Kein Wunder, dass der St. Patricks Day sein Lieblings-Feiertag ist, oder?
Good to Know
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