Abgefuckt, abgefuckter, Finnegan. Der Name ist in der South Side durchaus bekannt, nicht nur weil Finnegan Senior einen gewissen Ruf hat, für die Hälfte des Nachwuchses in einem Umkreis von zehn Meilen um sein Haus verantwortlich zu sein. Von Treue hielt Daddy nie etwas, war mehr abwesend als wirklich da und so durfte Knox Finnegan schon früh dabei zusehen, wie seine Mutter darunter litt und immer öfter zur Flasche griff. Alkohol, Drogen, er wuchs damit auf. Fing mit dem Rauchen an, da war er elf Jahre alt. An der South Side geboren zu sein, war eben etwas anderes. Und der 28-jährige (*3. Januar 1993 in Chicago) hat oft versucht, dem Sumpf zu entkommen. Der Jugendknast hat ihn geläutert, danach wollte er was aus sich machen. Knox schaffte den Absprung irgendwie. Sozialstunden ließen seine Vorstrafe aus seiner Akte verschwinden - beim Jugendknast noch möglich. Andernfalls hätte er es nicht zur Army geschafft. Sein Leben hat aber auch das geregelte, gute Einkommen nicht wirklich bessern können. Er kam zurück, weil seine Mutter versuchte, sich umzubringen - vor den Augen seiner Geschwister. Schöne scheiße und Danke für nichts, Mom! Seine Ausbildung zum Mechaniker, die er bei der Army absolviert hatte, sollte aber immerhin weiter für geregeltes Einkommen sorgen. Einkommen, das er sich bei South Side Auto Collision verdiente und das er fortan in sein Haus in der 6832 S Wolcott Avenue steckte, um es halbwegs bewohnbar zu machen. Platz wäre auch für eine zweite Person, doch Knox hat um sein Herz hohe Mauern errichtet. Es ist eben besser, sich nicht zu öffnen. Dann kann man auch nicht verletzt werden. Deshalb führt er keine Beziehungen, sondern ist aus Überzeugung Single. Wird einem ja eh nur das Herz gebrochen. Und seine Geschwister brauchen öfter mal einen Unterschlupf. Auch wenn das Haus, in dem er aufwachsen musste, nur einen Katzensprung entfernt ist.