These are the Chapters of My Life
Elinor Walden

Leicht war Elinor Marcie Waldens Leben wohl wirklich noch nie. Den Vater durch einen Überfall verloren, als sie erst 6 Jahre alt war, mit einem gewalttätigen Stiefvater und einer heillos überforderten Mutter aufgewachsen, und irgendwann auch noch ihre wichtigste Bezugsperson – Halbbruder Randy - sozusagen verloren. Im völligen Chaos aufgewachsen ist es wohl kaum verwunderlich, dass Nell die Harmonie fast schon zwanghaft sucht heute. Von einem besseren, schöneren Leben träumt. Innerlich, denn laut aussprechen würde sie ihre Träume nie, möchte sie doch niemandem auf irgendeine Art und Weise zur Last fallen. Auch, dass ihr Job als Kellnerin im ‘Il Fiore‘ so gar nicht ihr Traumjob ist behält sie bisweilen erfolgreich für sich. So wie dass sie eigentlich davon träumt, Krankenpflegerin oder Ähnliches zu werden. Selbst ihrem Verlobten Joel gegenüber hat sie diese Träume noch nie laut ausgesprochen. Immerhin würde doch sowieso das Geld dafür fehlen, denn nicht nur könnte sie dann selbst nichts mehr zum Lebensunterhalt beisteuern, sondern würde durch die Ausbildung auch noch das hart verdiente Geld von Joel aufbrauchen. Immerhin muss doch auch die Miete des kleinen, etwas heruntergekommenen Hauses in Bridgeport (2912 S Emerald Ave ), das sie vor einiger Zeit zusammen bezogen haben, bezahlt werden. Und dann ist da ja auch noch der 4-jährige Thomas, für den sie sorgen müssen. Und das, obwohl er eigentlich gar nicht ihr eigenes Kind ist, sondern das von Nellys Bruder Randy. Als dessen Mutter vor gut 4 Jahren verstarb, während Randy hinter Gittern saß, nahm sich die heute 29-Jährige (* 10. Juni 1992 in Chicago) Nelly seiner an, liebt ihn heute wie ihren eigenen Sohn. Umso größer also die Angst, dass er ihr nun, wo Randy wieder aus dem Knast ist, 'weggenommen' werden könnte.
Good to Know
[+] » bodenständig » familiär » liebevoll » humorvoll » ruhig » gutmütig » großherzig » loyal » empathisch » ist davon überzeugt, dass wirklich jeder eine zweite (und meist auch dritte und vierte) Chance verdient hat » vernünftig
[-] » aufopferungsvoll » überfürsorglich » konfliktscheu » frisst Dinge meist in sich hinein » emotional » Verlustängste » will es wirklich jedem immer recht machen » zurückhaltend » harmoniebedürftig » kopflastig » gibt jedem eine zweite (und oft auch dritte) Chance, auch wenn sie damit oftmals auf die Nase fällt
[LIKE] » Weihnachten » Blumen » Kochen & Backen » ehrenamtliche Arbeit » Natur » Kerzenschein » Tiere » Kaffee » warme Sommerabende
[DISLIKE] » Lügen » Chaos » Verlust » Zigarettenrauch » Kälte » Lavendelgeruch » Überraschungen » Gewalt » starker Alkohol » selbst Auto fahren zu müssen
[TRIVIA]
» Schon seit ihrer Kindheit wird sie meist einfach nur Nell oder Nelly gerufen.
» Ihr Vater starb, als Nelly gerade mal 6 Jahre alt war. Heute kann sie sich eigentlich kaum an ihren Vater erinnern, war sie doch noch viel zu jung dafür, als er ihr schon entrissen wurde. Nur Fotos und Erzählungen waren ihr als Erinnerung an ihn geblieben.
» Ihren Stiefvater Merle Dixon, der nur ein halbes Jahr nach dem Tod von Nellys Vater in ihr Leben kam, konnte sie nie wirklich leiden. Zuerst war es einfach ein Bauchgefühl des jungen Mädchens. Immerhin sollte dieser Mann ihren Vater ersetzen! Ein Bauchgefühl, das sich über die folgenden Jahre als vollkommen richtig herausstellen sollte. Viel zu oft wurde er besonders ihrem Halbbruder Randy gegenüber handgreiflich. Aber auch sie selbst musste das ein oder andere Mal durchaus Schläge von ihm einstecken.
» Da sie in dieser prägenden Zeit der Kindheit zuhause gelernt hatte, dass sie ruhig zu sein hatte, Merle einfach zu folgen hatte und bloß keine Widerworte geben sollte, wurde das junge Mädchen schon damals sehr ruhig. Schluckte ihre Gedanken meist eher hinunter, als dass sie diese laut kundtat.
» Auch in der Schule war sie somit ein eher ruhiges, somit aber auch sehr braves Kind. Freunde fand sie eine Handvoll, aber Nelly brauchte auch gar keinen übergroßen Freundeskreis. Ihre schulischen Leistungen waren sogar halbwegs gut, wenn auch nicht überragend. Zuhause konnte sie sich kaum einmal auf die Hausübungen konzentrieren, während im Nebenzimmer mal wieder Weltkrieg herrschte zwischen ihrer Mutter und ihrem Stiefvater. Und manchmal auch noch Randy mittendrin. Die Schule wurde so fast schon eine Art Zufluchtsort für sie, weshalb sie doch tatsächlich ganz gerne hinging.
» Als Nelly 12 Jahre alt war eskalierte die Situation zuhause dramatisch. Es endete damit, dass Randy in Handschellen von der Polizei abtransportiert wurde, nachdem er und Merle sich stark geprügelt hatten. Ein Kampf, den Nell mit eigenen Augen und unter vielen Tränen mitansehen musste. Der Anblick von ihrem großen Bruder, der ihr in Handschellen gelegt vermeintlich genommen wurde, brannte sich in ihr Gedächtnis und hat sich bis heute dort festgebissen.
» Den gesamten folgenden Tag hat Nell Tränen über Tränen vergossen, sah sie sich nun doch schon völlig alleine mit ihrer Mutter und dessen Typen enden. Fürchtete, dass sie den einzigen Halt den sie im Leben noch hatte – nämlich Randy – nun ebenfalls verloren hatte. Als er dann doch plötzlich wieder vor der Tür stand war die Freude bei Nell riesengroß. Bei ihrer Mutter weniger. Die gab Randall die Schuld an dem Streit und daran, dass Merle weg war. In Nellys Augen vollkommen unverdient. Aber wie immer hielt sie den Mund. Die Kluft zwischen Mutter und Sohn wurde gefühlt jeden Tag größer – bis Wendy Shaw eines Tages einfach weg war.
» Für die junge Elinor sicherlich ein großer Schock, plötzlich mit ihrem Bruder alleine dazustehen. Sie hatten versucht das Beste aus der Situation zu machen. Und besonders Randy gab sich große Mühe, die Familie die nunmehr nur noch aus ihnen beiden bestand, über Wasser zu halten. Dennoch nagte es an Nell, dass ihre Mutter einfach abgehauen war, sie ohne weiteren Gedanken einfach zurück gelassen hatte. Auch, wenn das Leben mit Wendy zusammen alles andere als leicht oder gar schön gewesen ist.
» Nellys schulische Leistungen litten in den folgenden Jahren ein wenig unter diesen neuen Umständen. Ihr Bruder heuerte bei den Henchmen an. Etwas, das Nell zwar irgendwie ein klein wenig cool fand, ihr gleichzeitig aber auch so gar nicht gefiel. Aus Angst um ihn. Und weil sie das kommen sah, was letzten Endes auch gekommen war: sie würde ihn bald schon nur noch sehr wenig zu Gesicht bekommen. Definitiv aber nicht deswegen, weil sie die Biker als 'die Bösen' ansah. Ja, schon in jungen Jahren zeigte sich Nellys Tendenz, in wirklich jeder Person zuerst das Gute zu sehen. Die Gang half Randy, und in Folge auch ihr selbst. Also konnten sie doch eigentlich gar keine so schlechten Kerle sein, oder?
» Da sie aber schlecht als Teenager ständig alleine Zuhause bleiben konnte suchte Randy eine Unterkunft für sie. Und fand diese in ihrer Großtante Nana. Zu Beginn wollte Nelly überhaupt nicht zu dieser, egal wie offen di Arme waren, mit der sie von dieser aufgenommen wurde. Aber sie kannte diese Frau ja überhaupt nicht! Die erste Zeit war also sicherlich schwierig für die junge Frau. Die Stimmung mehr als oft doch sehr angespannt und eigenartig. Aber sie rauften sich zusammen, lernten sich kennen und nach der anfänglichen Kennenlernphase tatsächlich auch mögen. In ihrer Großtante fand Nell endlich wieder so etwas wie eine Bezugsperson. Eine Mutterfigur, sozusagen. Seit Langem blickte sie wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Und sogar einen halbwegs akzeptablen High School Abschluss schaffte sie letzten Endes.
» Nach ihrem Schulabschluss stand Nelly allerdings vor dem nächsten großen Problem. Da sie ihre Aufmerksamkeit eigentlich immer auf andere – bisher größtenteils natürlich ihren Bruder – gerichtet hatte, merkte sie erst nun so richtig, dass sie eigentlich gar keinen wirklichen Plan davon hatte, was sie selbst eigentlich wollte. Wer sie war. Zwar hatte sie den Abschluss in der Tasche, aber absolut keine Idee davon, was sie nun weiter beruflich machen wollte. Sie war gerne in der Natur und half ihrer Großtante liebend gerne in deren kleinen Garten. Genauso stand sie mittlerweile verdammt gerne in der Küche, egal ob nun beim Kochen oder Backen. Aber irgendetwas davon beruflich machen? Wirklich nach dem Wahren klang auch das alles nicht. So recht wusste Nell also nicht, was sie machen wollte mit ihrem Leben.
» Nur eines wusste sie ganz klar: sie würde nicht einfach zuhause herum sitzen und ihrer Großtante finanziell auf der Tasche hocken. Nach allem, was diese für sie getan hatte in den vergangenen Jahren wollte sie nun zumindest ein klein wenig zurück geben. In ihrem Fall eben, indem sie endlich auch finanziell etwas zum Lebensunterhalt beisteuern konnte, schwamm doch immerhin auch Nana nicht im großen Geld. So suchte sich Nelly einen Job als Kellnerin in einem kleinen Restaurant. Das war zwar sicherlich kein Traumjob – und schon gar nicht Nells Traumjob – aber es brachte immerhin Geld rein. Währenddessen ging die junge Frau zum ersten Mal im Leben so wirklich in sich, überlegte, was genau sie eigentlich aus ihrem Leben machen wollte. Schnell hatte sie schon gemerkt, dass sie in einem Beruf wie Kranken- oder Altenpflege bestens aufgehoben wäre. Allerdings müsste sie dafür erst einmal eine jeweilige Ausbildung machen. Etwas, das für die junge Nell einfach unmöglich war aus finanzieller Sicht. Also schob sie diesen Traum einfach wieder beiseite und konzentrierte sich wieder auf das richtige Leben. Und ihren aktuellen Job.
» Mit voller Leidenschaft setzt sich Nell für die ein, die meist übersehen werden. Dessen Stimme nicht gehört wird. Oder die diese erst gar nicht erheben könnten. Beeinträchtigte Menschen und vor allem Kinder, Jugendliche die auf die falsche Bahn geraten sind, Obdachlose, Waisenkinder. Wo es geht hilft Nell, und das mit voller Inbrunst. In der Suppenküche, in Heimen, Projekte und Veranstaltungen. Wenn sie irgendwie Zeit dafür frei schaufeln kann, dann packt Nelly in diesen Bereichen tatkräftig mit an. Endlich hatte sie etwas gefunden, das ihr ein wirklich gutes Gefühl gab. Etwas, womit sie denen, mit denen es das Leben nicht so gut meinte, helfen konnte.
» 2014, kurz vor ihrem 22. Geburtstag, landete sie dann im 'Il Fiore', wo sie sich auf Anhieb wohlfühlte und bis heute arbeitet. Zuvor hatte Nell in verschiedenen Restaurants gearbeitet, die aber allesamt mit eher schlechter Qualität – sowohl beim Essen als auch in der Behandlung der Mitarbeiter – glänzten. Nirgends hatte sie sich auch nur annähernd wohl gefühlt und hatte es selten wo lange ausgehalten. Als sie also eines Abends an dem kleinen italienischen Restaurant vorbei kam und sah, dass dort eine Kellnerin gesucht wurde, musste Nelly ihr Glück einfach versuchen. Etwas, das sie sonst eigentlich nie tat. Sie ging einfach in das Restaurant und stellte sich vor. Noch heute sieht Nelly das als Ruf des Universums an, der sie dazu gebracht hatte das zu tun. Denn auch, wenn es noch immer nicht ihr Traumberuf war – und das wohl auch nie werden würde – so fühlte sie sich im 'Il Fiore' immerhin endlich wohl und ging meist ganz gerne zur Arbeit.
» Es hatte alles als völlig normaler Tag für Nelly begonnen, sollte ihr Leben aber dennoch grundlegend auf den Kopf stellen. Sie müsste lügen, wenn sie behaupten würde, dass ihr Joel nicht augenblicklich, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, den Kopf verdreht hatte. Eigentlich war er mit einer anderen Frau im Restaurant. Auf einem Date, wie sie schon bald merken sollte. Und es war auch wirklich nicht beabsichtigt gewesen von Nell, dass sie seinem Date ein Getränk in den Schoß kippte. Sie war abgelenkt – zugegeben von Joel – und dann war es auch schon passiert. Natürlich hatte sie sich immens schlecht gefühlt, konnte aber eigentlich gar nicht anders als ebenfalls ein wenig zu lachen, als Joel das tat. Sein Date machte die Fliege und ein etwas bedröppelt wirkender Joel blieb zurück. Er und Nelly kamen ins Gespräch, merkten sehr schnell, dass sie zweifelsohne auf einer Wellenlänge waren. Und die Funken sprühten. Noch einige Zeit lang hatte Nell ein echt schlechtes Gewissen, dass sie der Dame das Getränk drüber geschüttet hatte. Aber es hatte sie eben auch zu der Liebe ihres Lebens geführt. Denn das merkte Nell schon sehr schnell, dass Joel definitiv der Mann fürs Leben war für sie.
» Was ihr Bruder in seinem neuen Leben als fester Bestandteil der Highway Henchman alles tat, darüber hielt er sich Nell gegenüber immer sehr bedeckt. Natürlich hörte man die Geschichten und Gerüchte, was die Mitglieder dieser Gang alles so trieben. Aber Nelly weigerte sich einfach immer zu glauben, dass dabei auch von ihrem eigenen Bruder die Rede war. Auch, wenn sie innerlich wusste, dass natürlich auch er Teil davon war. Sie sah Randy eben mit völlig anderen Augen und wollte und konnte einfach nicht glauben, dass er all diese Dinge tun könnte. Als sie also vor etwas mehr als 5 Jahren die Nachricht bekam, dass er festgenommen wurde und in U-Haft saß, brach für sie eine kleine Welt zusammen. Anklage: Einbruch, schwere Körperverletzung. Mord… Für Nelly absolut unvorstellbar, dass ihr Randy all das getan haben sollte.
» Dass das Urteil, das Elinor natürlich live mitverfolgte, nicht lebenslang hieß glich zwar sicherlich schon einem kleinen Wunder. Ein Schlag in die Magengrube war es dennoch für die junge Frau. Zehn Jahre. Bei guter Führung fünf. Noch immer eine Ewigkeit in ihren Augen. Und sicherlich auch in Randys. Erneut musste sie also unter Tränen mitansehen, wie ihr ihr Bruder weggenommen wurde. Dieses Mal aber tatsächlich ohne Rückkehr in zwei Tagen.
» Nelly versuchte in der kommenden Zeit, ihr Leben so normal wie möglich fortzuführen, zwang sich in der Arbeit zu einem freundlichen Lächeln und suchte Zuhause Zuflucht in ihrem Partner Joel. Gelegentliche Besuche bei ihrem Bruder, die sie meist aber doch fast trauriger zurückließen als sie zuvor noch war. Das Geld, das sie weiterhin immer wieder geliefert bekam nahm sie jedes Mal aufs Neue nur widerwillig an. Wenn ihr zuvor Randy etwas vorbei gebracht hatte, hatte sie schon Schwierigkeiten dies anzunehmen. Jetzt noch viel mehr. Letzten Endes nahm sie es aber dennoch immer wieder an. Bald jedoch schon nicht mehr nur für sich selbst, sondern für eine ganz andere Person.
» Unter normalen Umständen sollte einen die Nachricht, dass man Tante wurde, vor Freude strahlen lassen. Aber wenn man von der Kindsmutter noch nie viel gehalten hatte und der Kindsvater hinter Gittern saß, dann wurde diese Freude doch stark getrübt. Dennoch schwor Elinor sich selbst und auch ihrem Bruder, dass sie auf dieses Kind aufpassen würde, sich darum kümmern würde. Nelly verstärkte während der Schwangerschaft den Kontakt zu Heather und war letzten Endes auch diejenige, die Randy die Geburt seines Sohnes Thomas verkündete. Vater und Sohn einander vorstellte. Denn die Mutter selbst war dazu schon gar nicht mehr wirklich fähig. Versunken in ihrem Leben, Wut, Trauer, womöglich auch Verzweiflung. Und den Drogen. Nelly war einfach nur froh, dass Tommy gesund und munter war. Und schwor sich mehr denn je, auf den kleinen Mann aufzupassen.
» Etwas, das sie schon bald sogar tun musste Heather starb schon wenige Monate später an einer Überdosis, ließ den kleinen Tommy somit gänzlich ohne Eltern zurück. Völlig selbstverständlich trat also nun Nelly vor und nahm den kleinen Jungen auf. Oder wollte dies zumindest. Denn was folgte waren mitunter die schwersten Monate ihres bisherigen Lebens. Lange lieferte sich Elinor einen regelrechten Krieg mit dem Staat, um die Obsorge von Tommy zu bekommen. Sie fand immerhin einen Anwalt, der sie zwar mangels Geldes nicht offiziell vertreten konnte, aber ihr zumindest hin und wieder mit Rat und Tat zur Seite gestanden war. Und Joel war ihr in dieser Zeit emotional die größte Stütze, kämpfte an ihrer Seite und half ihr, wo er nur konnte. Dass auch Randys Vater hierbei im Hintergrund seine Finger mit im Spiel hatte, dafür sorgte, dass alles gut ausgehen würde für sie und Tommy, wusste Nelly zu diesem Zeitpunkt nicht. Zum ersten Mal in ihrem Leben fuhr Nelly richtig die Krallen aus, scheute keinen Konflikt und kämpfte bis aufs Blut um Tommy.
» Etwas, das sich bezahlt machen sollte. Am Ende dieses langen Prozesses bekam Nelly tatsächlich das Sorgerecht für Thomas zugesprochen. Joel nahm den Kleinen mit auf, kümmerte sich mit ihr gemeinsam um ihn, so als wäre es sein eigener Sohn.
» In den folgenden Jahren erlebte Nelly zum ersten Mal so etwas wie ein normales, glückliches Familienleben. Sah, wie es auch sein konnte. Dass Familie nicht zwingend so zerrüttet und kaputt bedeuten musste wie es bei ihnen damals der Fall war. Zwar ermahnte sie sich innerlich immer und immer wieder selbst, dass Tommy nicht ihr eigenes Kind war, sondern einen leiblichen Vater hatte, zu dem er irgendwann wohl zurückkehren würde – für sie fühlt es sich bis heute so an, als wäre Thomas ihr eigenes Kind. Und Joel schien es genauso zu sehen, kümmerte er sich doch von Anfang an liebevoll und aufopferungsvoll um den Kleinen. Und Nelly verliebte sich alleine deswegen schon jeden Tag mehr in ihn.
» Weshalb sie, als er ihr vor Kurzem einen Antrag gemacht hatte, ohne zu zögern natürlich Ja gesagt hatte. In den letzten Jahren hatte Nelly gemerkt, dass Joel definitiv der Mann war, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Mit dem sie irgendwann – wenn es nach ihr ging auch schon bald – eine eigene Familie gründen würde. Eigene Kinder, ein kleines Häuschen mit Garten, vielleicht sogar ein Hund. Das volle Programm eben. Sogar darüber, ob sie nicht versuchen sollten Thomas richtig zu adoptieren, hatte Nelly schon gelegentlich mal kurz nachgedacht. Aber das würde sie dann wohl doch nie übers Herz bringen, denn immerhin wartete da sein leiblicher Vater – ihr eigener Bruder – auf seine Entlassung aus dem Gefängnis. Und somit auch auf seine Rolle als Tommys Vater. So schwer es ihr also auch fallen würde, sie würde Thomas irgendwann wieder hergeben müssen, sobald Randy dazu bereit sein würde und die Beziehung der beiden gefestigt war. Ein Gedanke, der ihr einen riesigen Stich ins Herz versetzte.
» Der Tag, an dem diese schwere Reise starten würde, kam für Nelly auch früher als erwartet. Natürlich freute sie sich wahnsinnig, dass Randy bereits nach fünf Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde. Aber gleichzeitig bedeutete dies eben auch den Beginn des Endes ihrer gemeinsamen Zeit mit Tommy. Natürlich wartete sie an diesem Morgen des 15. Aprils vor dem Gefängnis auf ihren Bruder. Mit Tommy an der Hand. Erneut flossen viele Tränen bei Nelly. Diesmal aber immerhin zur Abwechslung mal Tränen der Freude.
» Die Gedanken, dass Vater und Sohn nun damit beginnen würden ihre Beziehung aufzubauen und zu stärken, damit Randy irgendwann wieder die Obsorge übernehmen konnte – etwas, in dem sie ihn natürlich vollkommen unterstützen würde – waren nun allgegenwärtig bei Nelly. Und dämpften ihre Stimmung doch ein wenig. Und das, wo sie doch eigentlich die glücklichste Frau auf Erden sein sollte, frisch verlobt mit dem besten Mann, den sie sich an ihrer Seite wünschen könnte. Ihr Bruder endlich wieder aus dem Gefängnis raus und somit präsent in ihrem Leben. Ein gesicherter Job. All das sollte sie doch eigentlich absolut glücklich machen.
» Tat es aber irgendwie nicht. Denn nicht nur die drohende Trennung von Tommy, die nun wie eine graue Gewitterwolke über ihr hing, trübte ihre Stimmung. Die Dämonen ihrer Vergangenheit suchten die junge Frau noch immer gelegentlich Heim, ließen sie Nachts nicht oder nur schlecht schlafen. Und auch der Wunsch nach mehr in ihrer beruflichen Laufbahn hatte sich noch immer festgebissen in ihrem Kopf. Immer wieder ertappte sich Nelly dabei, dass sie sich dachte, dass das doch eigentlich noch nicht alles im Leben sein konnte. Oder? Wollte sie tatsächlich den Rest ihres Lebens kellnern? Nicht wirklich, das wusste Elinor. Aber jetzt noch eine Ausbildung machen? Niemals. Wie sollten sie und Joel das auch finanziell stemmen, wenn sie mehrere Jahre nichts mehr zur Familienkasse beisteuern würde, weil sie in ihrer Ausbildung feststeckte? Wie sollten sie es mit Tommy stemmen, wenn sie in der Schule oder am College und Joel derweil in der Arbeit war? Nein, zweifelsohne war es einfach nicht möglich für sie, dass sie nun doch nochmal einen anderen Karriereweg einschlagen würde. Egal, wie sehr sie sich das innerlich auch wünschen würde.
[-] » aufopferungsvoll » überfürsorglich » konfliktscheu » frisst Dinge meist in sich hinein » emotional » Verlustängste » will es wirklich jedem immer recht machen » zurückhaltend » harmoniebedürftig » kopflastig » gibt jedem eine zweite (und oft auch dritte) Chance, auch wenn sie damit oftmals auf die Nase fällt
[LIKE] » Weihnachten » Blumen » Kochen & Backen » ehrenamtliche Arbeit » Natur » Kerzenschein » Tiere » Kaffee » warme Sommerabende
[DISLIKE] » Lügen » Chaos » Verlust » Zigarettenrauch » Kälte » Lavendelgeruch » Überraschungen » Gewalt » starker Alkohol » selbst Auto fahren zu müssen
[TRIVIA]
» Schon seit ihrer Kindheit wird sie meist einfach nur Nell oder Nelly gerufen.
» Ihr Vater starb, als Nelly gerade mal 6 Jahre alt war. Heute kann sie sich eigentlich kaum an ihren Vater erinnern, war sie doch noch viel zu jung dafür, als er ihr schon entrissen wurde. Nur Fotos und Erzählungen waren ihr als Erinnerung an ihn geblieben.
» Ihren Stiefvater Merle Dixon, der nur ein halbes Jahr nach dem Tod von Nellys Vater in ihr Leben kam, konnte sie nie wirklich leiden. Zuerst war es einfach ein Bauchgefühl des jungen Mädchens. Immerhin sollte dieser Mann ihren Vater ersetzen! Ein Bauchgefühl, das sich über die folgenden Jahre als vollkommen richtig herausstellen sollte. Viel zu oft wurde er besonders ihrem Halbbruder Randy gegenüber handgreiflich. Aber auch sie selbst musste das ein oder andere Mal durchaus Schläge von ihm einstecken.
» Da sie in dieser prägenden Zeit der Kindheit zuhause gelernt hatte, dass sie ruhig zu sein hatte, Merle einfach zu folgen hatte und bloß keine Widerworte geben sollte, wurde das junge Mädchen schon damals sehr ruhig. Schluckte ihre Gedanken meist eher hinunter, als dass sie diese laut kundtat.
» Auch in der Schule war sie somit ein eher ruhiges, somit aber auch sehr braves Kind. Freunde fand sie eine Handvoll, aber Nelly brauchte auch gar keinen übergroßen Freundeskreis. Ihre schulischen Leistungen waren sogar halbwegs gut, wenn auch nicht überragend. Zuhause konnte sie sich kaum einmal auf die Hausübungen konzentrieren, während im Nebenzimmer mal wieder Weltkrieg herrschte zwischen ihrer Mutter und ihrem Stiefvater. Und manchmal auch noch Randy mittendrin. Die Schule wurde so fast schon eine Art Zufluchtsort für sie, weshalb sie doch tatsächlich ganz gerne hinging.
» Als Nelly 12 Jahre alt war eskalierte die Situation zuhause dramatisch. Es endete damit, dass Randy in Handschellen von der Polizei abtransportiert wurde, nachdem er und Merle sich stark geprügelt hatten. Ein Kampf, den Nell mit eigenen Augen und unter vielen Tränen mitansehen musste. Der Anblick von ihrem großen Bruder, der ihr in Handschellen gelegt vermeintlich genommen wurde, brannte sich in ihr Gedächtnis und hat sich bis heute dort festgebissen.
» Den gesamten folgenden Tag hat Nell Tränen über Tränen vergossen, sah sie sich nun doch schon völlig alleine mit ihrer Mutter und dessen Typen enden. Fürchtete, dass sie den einzigen Halt den sie im Leben noch hatte – nämlich Randy – nun ebenfalls verloren hatte. Als er dann doch plötzlich wieder vor der Tür stand war die Freude bei Nell riesengroß. Bei ihrer Mutter weniger. Die gab Randall die Schuld an dem Streit und daran, dass Merle weg war. In Nellys Augen vollkommen unverdient. Aber wie immer hielt sie den Mund. Die Kluft zwischen Mutter und Sohn wurde gefühlt jeden Tag größer – bis Wendy Shaw eines Tages einfach weg war.
» Für die junge Elinor sicherlich ein großer Schock, plötzlich mit ihrem Bruder alleine dazustehen. Sie hatten versucht das Beste aus der Situation zu machen. Und besonders Randy gab sich große Mühe, die Familie die nunmehr nur noch aus ihnen beiden bestand, über Wasser zu halten. Dennoch nagte es an Nell, dass ihre Mutter einfach abgehauen war, sie ohne weiteren Gedanken einfach zurück gelassen hatte. Auch, wenn das Leben mit Wendy zusammen alles andere als leicht oder gar schön gewesen ist.
» Nellys schulische Leistungen litten in den folgenden Jahren ein wenig unter diesen neuen Umständen. Ihr Bruder heuerte bei den Henchmen an. Etwas, das Nell zwar irgendwie ein klein wenig cool fand, ihr gleichzeitig aber auch so gar nicht gefiel. Aus Angst um ihn. Und weil sie das kommen sah, was letzten Endes auch gekommen war: sie würde ihn bald schon nur noch sehr wenig zu Gesicht bekommen. Definitiv aber nicht deswegen, weil sie die Biker als 'die Bösen' ansah. Ja, schon in jungen Jahren zeigte sich Nellys Tendenz, in wirklich jeder Person zuerst das Gute zu sehen. Die Gang half Randy, und in Folge auch ihr selbst. Also konnten sie doch eigentlich gar keine so schlechten Kerle sein, oder?
» Da sie aber schlecht als Teenager ständig alleine Zuhause bleiben konnte suchte Randy eine Unterkunft für sie. Und fand diese in ihrer Großtante Nana. Zu Beginn wollte Nelly überhaupt nicht zu dieser, egal wie offen di Arme waren, mit der sie von dieser aufgenommen wurde. Aber sie kannte diese Frau ja überhaupt nicht! Die erste Zeit war also sicherlich schwierig für die junge Frau. Die Stimmung mehr als oft doch sehr angespannt und eigenartig. Aber sie rauften sich zusammen, lernten sich kennen und nach der anfänglichen Kennenlernphase tatsächlich auch mögen. In ihrer Großtante fand Nell endlich wieder so etwas wie eine Bezugsperson. Eine Mutterfigur, sozusagen. Seit Langem blickte sie wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Und sogar einen halbwegs akzeptablen High School Abschluss schaffte sie letzten Endes.
» Nach ihrem Schulabschluss stand Nelly allerdings vor dem nächsten großen Problem. Da sie ihre Aufmerksamkeit eigentlich immer auf andere – bisher größtenteils natürlich ihren Bruder – gerichtet hatte, merkte sie erst nun so richtig, dass sie eigentlich gar keinen wirklichen Plan davon hatte, was sie selbst eigentlich wollte. Wer sie war. Zwar hatte sie den Abschluss in der Tasche, aber absolut keine Idee davon, was sie nun weiter beruflich machen wollte. Sie war gerne in der Natur und half ihrer Großtante liebend gerne in deren kleinen Garten. Genauso stand sie mittlerweile verdammt gerne in der Küche, egal ob nun beim Kochen oder Backen. Aber irgendetwas davon beruflich machen? Wirklich nach dem Wahren klang auch das alles nicht. So recht wusste Nell also nicht, was sie machen wollte mit ihrem Leben.
» Nur eines wusste sie ganz klar: sie würde nicht einfach zuhause herum sitzen und ihrer Großtante finanziell auf der Tasche hocken. Nach allem, was diese für sie getan hatte in den vergangenen Jahren wollte sie nun zumindest ein klein wenig zurück geben. In ihrem Fall eben, indem sie endlich auch finanziell etwas zum Lebensunterhalt beisteuern konnte, schwamm doch immerhin auch Nana nicht im großen Geld. So suchte sich Nelly einen Job als Kellnerin in einem kleinen Restaurant. Das war zwar sicherlich kein Traumjob – und schon gar nicht Nells Traumjob – aber es brachte immerhin Geld rein. Währenddessen ging die junge Frau zum ersten Mal im Leben so wirklich in sich, überlegte, was genau sie eigentlich aus ihrem Leben machen wollte. Schnell hatte sie schon gemerkt, dass sie in einem Beruf wie Kranken- oder Altenpflege bestens aufgehoben wäre. Allerdings müsste sie dafür erst einmal eine jeweilige Ausbildung machen. Etwas, das für die junge Nell einfach unmöglich war aus finanzieller Sicht. Also schob sie diesen Traum einfach wieder beiseite und konzentrierte sich wieder auf das richtige Leben. Und ihren aktuellen Job.
» Mit voller Leidenschaft setzt sich Nell für die ein, die meist übersehen werden. Dessen Stimme nicht gehört wird. Oder die diese erst gar nicht erheben könnten. Beeinträchtigte Menschen und vor allem Kinder, Jugendliche die auf die falsche Bahn geraten sind, Obdachlose, Waisenkinder. Wo es geht hilft Nell, und das mit voller Inbrunst. In der Suppenküche, in Heimen, Projekte und Veranstaltungen. Wenn sie irgendwie Zeit dafür frei schaufeln kann, dann packt Nelly in diesen Bereichen tatkräftig mit an. Endlich hatte sie etwas gefunden, das ihr ein wirklich gutes Gefühl gab. Etwas, womit sie denen, mit denen es das Leben nicht so gut meinte, helfen konnte.
» 2014, kurz vor ihrem 22. Geburtstag, landete sie dann im 'Il Fiore', wo sie sich auf Anhieb wohlfühlte und bis heute arbeitet. Zuvor hatte Nell in verschiedenen Restaurants gearbeitet, die aber allesamt mit eher schlechter Qualität – sowohl beim Essen als auch in der Behandlung der Mitarbeiter – glänzten. Nirgends hatte sie sich auch nur annähernd wohl gefühlt und hatte es selten wo lange ausgehalten. Als sie also eines Abends an dem kleinen italienischen Restaurant vorbei kam und sah, dass dort eine Kellnerin gesucht wurde, musste Nelly ihr Glück einfach versuchen. Etwas, das sie sonst eigentlich nie tat. Sie ging einfach in das Restaurant und stellte sich vor. Noch heute sieht Nelly das als Ruf des Universums an, der sie dazu gebracht hatte das zu tun. Denn auch, wenn es noch immer nicht ihr Traumberuf war – und das wohl auch nie werden würde – so fühlte sie sich im 'Il Fiore' immerhin endlich wohl und ging meist ganz gerne zur Arbeit.
» Es hatte alles als völlig normaler Tag für Nelly begonnen, sollte ihr Leben aber dennoch grundlegend auf den Kopf stellen. Sie müsste lügen, wenn sie behaupten würde, dass ihr Joel nicht augenblicklich, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, den Kopf verdreht hatte. Eigentlich war er mit einer anderen Frau im Restaurant. Auf einem Date, wie sie schon bald merken sollte. Und es war auch wirklich nicht beabsichtigt gewesen von Nell, dass sie seinem Date ein Getränk in den Schoß kippte. Sie war abgelenkt – zugegeben von Joel – und dann war es auch schon passiert. Natürlich hatte sie sich immens schlecht gefühlt, konnte aber eigentlich gar nicht anders als ebenfalls ein wenig zu lachen, als Joel das tat. Sein Date machte die Fliege und ein etwas bedröppelt wirkender Joel blieb zurück. Er und Nelly kamen ins Gespräch, merkten sehr schnell, dass sie zweifelsohne auf einer Wellenlänge waren. Und die Funken sprühten. Noch einige Zeit lang hatte Nell ein echt schlechtes Gewissen, dass sie der Dame das Getränk drüber geschüttet hatte. Aber es hatte sie eben auch zu der Liebe ihres Lebens geführt. Denn das merkte Nell schon sehr schnell, dass Joel definitiv der Mann fürs Leben war für sie.
» Was ihr Bruder in seinem neuen Leben als fester Bestandteil der Highway Henchman alles tat, darüber hielt er sich Nell gegenüber immer sehr bedeckt. Natürlich hörte man die Geschichten und Gerüchte, was die Mitglieder dieser Gang alles so trieben. Aber Nelly weigerte sich einfach immer zu glauben, dass dabei auch von ihrem eigenen Bruder die Rede war. Auch, wenn sie innerlich wusste, dass natürlich auch er Teil davon war. Sie sah Randy eben mit völlig anderen Augen und wollte und konnte einfach nicht glauben, dass er all diese Dinge tun könnte. Als sie also vor etwas mehr als 5 Jahren die Nachricht bekam, dass er festgenommen wurde und in U-Haft saß, brach für sie eine kleine Welt zusammen. Anklage: Einbruch, schwere Körperverletzung. Mord… Für Nelly absolut unvorstellbar, dass ihr Randy all das getan haben sollte.
» Dass das Urteil, das Elinor natürlich live mitverfolgte, nicht lebenslang hieß glich zwar sicherlich schon einem kleinen Wunder. Ein Schlag in die Magengrube war es dennoch für die junge Frau. Zehn Jahre. Bei guter Führung fünf. Noch immer eine Ewigkeit in ihren Augen. Und sicherlich auch in Randys. Erneut musste sie also unter Tränen mitansehen, wie ihr ihr Bruder weggenommen wurde. Dieses Mal aber tatsächlich ohne Rückkehr in zwei Tagen.
» Nelly versuchte in der kommenden Zeit, ihr Leben so normal wie möglich fortzuführen, zwang sich in der Arbeit zu einem freundlichen Lächeln und suchte Zuhause Zuflucht in ihrem Partner Joel. Gelegentliche Besuche bei ihrem Bruder, die sie meist aber doch fast trauriger zurückließen als sie zuvor noch war. Das Geld, das sie weiterhin immer wieder geliefert bekam nahm sie jedes Mal aufs Neue nur widerwillig an. Wenn ihr zuvor Randy etwas vorbei gebracht hatte, hatte sie schon Schwierigkeiten dies anzunehmen. Jetzt noch viel mehr. Letzten Endes nahm sie es aber dennoch immer wieder an. Bald jedoch schon nicht mehr nur für sich selbst, sondern für eine ganz andere Person.
» Unter normalen Umständen sollte einen die Nachricht, dass man Tante wurde, vor Freude strahlen lassen. Aber wenn man von der Kindsmutter noch nie viel gehalten hatte und der Kindsvater hinter Gittern saß, dann wurde diese Freude doch stark getrübt. Dennoch schwor Elinor sich selbst und auch ihrem Bruder, dass sie auf dieses Kind aufpassen würde, sich darum kümmern würde. Nelly verstärkte während der Schwangerschaft den Kontakt zu Heather und war letzten Endes auch diejenige, die Randy die Geburt seines Sohnes Thomas verkündete. Vater und Sohn einander vorstellte. Denn die Mutter selbst war dazu schon gar nicht mehr wirklich fähig. Versunken in ihrem Leben, Wut, Trauer, womöglich auch Verzweiflung. Und den Drogen. Nelly war einfach nur froh, dass Tommy gesund und munter war. Und schwor sich mehr denn je, auf den kleinen Mann aufzupassen.
» Etwas, das sie schon bald sogar tun musste Heather starb schon wenige Monate später an einer Überdosis, ließ den kleinen Tommy somit gänzlich ohne Eltern zurück. Völlig selbstverständlich trat also nun Nelly vor und nahm den kleinen Jungen auf. Oder wollte dies zumindest. Denn was folgte waren mitunter die schwersten Monate ihres bisherigen Lebens. Lange lieferte sich Elinor einen regelrechten Krieg mit dem Staat, um die Obsorge von Tommy zu bekommen. Sie fand immerhin einen Anwalt, der sie zwar mangels Geldes nicht offiziell vertreten konnte, aber ihr zumindest hin und wieder mit Rat und Tat zur Seite gestanden war. Und Joel war ihr in dieser Zeit emotional die größte Stütze, kämpfte an ihrer Seite und half ihr, wo er nur konnte. Dass auch Randys Vater hierbei im Hintergrund seine Finger mit im Spiel hatte, dafür sorgte, dass alles gut ausgehen würde für sie und Tommy, wusste Nelly zu diesem Zeitpunkt nicht. Zum ersten Mal in ihrem Leben fuhr Nelly richtig die Krallen aus, scheute keinen Konflikt und kämpfte bis aufs Blut um Tommy.
» Etwas, das sich bezahlt machen sollte. Am Ende dieses langen Prozesses bekam Nelly tatsächlich das Sorgerecht für Thomas zugesprochen. Joel nahm den Kleinen mit auf, kümmerte sich mit ihr gemeinsam um ihn, so als wäre es sein eigener Sohn.
» In den folgenden Jahren erlebte Nelly zum ersten Mal so etwas wie ein normales, glückliches Familienleben. Sah, wie es auch sein konnte. Dass Familie nicht zwingend so zerrüttet und kaputt bedeuten musste wie es bei ihnen damals der Fall war. Zwar ermahnte sie sich innerlich immer und immer wieder selbst, dass Tommy nicht ihr eigenes Kind war, sondern einen leiblichen Vater hatte, zu dem er irgendwann wohl zurückkehren würde – für sie fühlt es sich bis heute so an, als wäre Thomas ihr eigenes Kind. Und Joel schien es genauso zu sehen, kümmerte er sich doch von Anfang an liebevoll und aufopferungsvoll um den Kleinen. Und Nelly verliebte sich alleine deswegen schon jeden Tag mehr in ihn.
» Weshalb sie, als er ihr vor Kurzem einen Antrag gemacht hatte, ohne zu zögern natürlich Ja gesagt hatte. In den letzten Jahren hatte Nelly gemerkt, dass Joel definitiv der Mann war, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Mit dem sie irgendwann – wenn es nach ihr ging auch schon bald – eine eigene Familie gründen würde. Eigene Kinder, ein kleines Häuschen mit Garten, vielleicht sogar ein Hund. Das volle Programm eben. Sogar darüber, ob sie nicht versuchen sollten Thomas richtig zu adoptieren, hatte Nelly schon gelegentlich mal kurz nachgedacht. Aber das würde sie dann wohl doch nie übers Herz bringen, denn immerhin wartete da sein leiblicher Vater – ihr eigener Bruder – auf seine Entlassung aus dem Gefängnis. Und somit auch auf seine Rolle als Tommys Vater. So schwer es ihr also auch fallen würde, sie würde Thomas irgendwann wieder hergeben müssen, sobald Randy dazu bereit sein würde und die Beziehung der beiden gefestigt war. Ein Gedanke, der ihr einen riesigen Stich ins Herz versetzte.
» Der Tag, an dem diese schwere Reise starten würde, kam für Nelly auch früher als erwartet. Natürlich freute sie sich wahnsinnig, dass Randy bereits nach fünf Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde. Aber gleichzeitig bedeutete dies eben auch den Beginn des Endes ihrer gemeinsamen Zeit mit Tommy. Natürlich wartete sie an diesem Morgen des 15. Aprils vor dem Gefängnis auf ihren Bruder. Mit Tommy an der Hand. Erneut flossen viele Tränen bei Nelly. Diesmal aber immerhin zur Abwechslung mal Tränen der Freude.
» Die Gedanken, dass Vater und Sohn nun damit beginnen würden ihre Beziehung aufzubauen und zu stärken, damit Randy irgendwann wieder die Obsorge übernehmen konnte – etwas, in dem sie ihn natürlich vollkommen unterstützen würde – waren nun allgegenwärtig bei Nelly. Und dämpften ihre Stimmung doch ein wenig. Und das, wo sie doch eigentlich die glücklichste Frau auf Erden sein sollte, frisch verlobt mit dem besten Mann, den sie sich an ihrer Seite wünschen könnte. Ihr Bruder endlich wieder aus dem Gefängnis raus und somit präsent in ihrem Leben. Ein gesicherter Job. All das sollte sie doch eigentlich absolut glücklich machen.
» Tat es aber irgendwie nicht. Denn nicht nur die drohende Trennung von Tommy, die nun wie eine graue Gewitterwolke über ihr hing, trübte ihre Stimmung. Die Dämonen ihrer Vergangenheit suchten die junge Frau noch immer gelegentlich Heim, ließen sie Nachts nicht oder nur schlecht schlafen. Und auch der Wunsch nach mehr in ihrer beruflichen Laufbahn hatte sich noch immer festgebissen in ihrem Kopf. Immer wieder ertappte sich Nelly dabei, dass sie sich dachte, dass das doch eigentlich noch nicht alles im Leben sein konnte. Oder? Wollte sie tatsächlich den Rest ihres Lebens kellnern? Nicht wirklich, das wusste Elinor. Aber jetzt noch eine Ausbildung machen? Niemals. Wie sollten sie und Joel das auch finanziell stemmen, wenn sie mehrere Jahre nichts mehr zur Familienkasse beisteuern würde, weil sie in ihrer Ausbildung feststeckte? Wie sollten sie es mit Tommy stemmen, wenn sie in der Schule oder am College und Joel derweil in der Arbeit war? Nein, zweifelsohne war es einfach nicht möglich für sie, dass sie nun doch nochmal einen anderen Karriereweg einschlagen würde. Egal, wie sehr sie sich das innerlich auch wünschen würde.
Familie
Brother from another Mother Nelli kann Cops wirklich nicht viel abgewinnen. Auch, wenn sie natürlich weiß, dass sie einfach nur ihren Job machen. Aber sie traut keinem von ihnen so wirklich. Außer Spencer. Irgendwie hat er es über die Jahre geschafft, sich ein gewisses Grundvertrauen bei Nelly aufzubauen. Und irgendwann war er wirklich der einzige Cop in Chicago, bei dem sie bereit war mit ihm überhaupt nur zu reden. Einfach, weil er ihr Vertrauen auch nie missbraucht hatte. Und irgendwann ist ihre Beziehung einfach in ihr Privatleben abgedriftet. Besonders in den letzten Jahren, in denen sie Randy eben nicht zur Seite hatte, ist Spencer zu so etwas wie einem Bruder im Herzen geworden für Nelly. Sie weiß, dass sie immer auf seine Hilfe oder einfach nur einen guten Ratschlag oder ein offenes Ohr bauen kann. Und wenn sie und Joel mal in Sachen Kleinkind nicht weiter wussten, dann wusste Nelly auch immer sofort, wen sie anrufen konnte um Hilfe zu bekommen.
Thomas
Neffe / Ziehsohn Schon lange hat Nelli Thomas fast wie einen eigenen Sohn angenommen. Sie weiß, dass sie eigentlich "nur" die Tante ist. Aber sie kümmert sich um Tommy, seit der wenige Monate alt war. Sie liebt ihn also ohne jeglichen Zweifel wie einen eigenen Sohn. Einerseits freut sie sich natürlich, dass Randy nun aus dem Knast raus war und Vater und Sohn beginnen können eine Bindung zueinander aufzubauen. Aber gleichzeitig schmerzt sie dieser Gedanke auch, weiß sie doch, dass das automatisch wohl auch den Anfang des Endes bedeutete. Dass Tommy somit irgendwann nicht mehr in ihrer Obhut sein würde sondern sie ihn wieder an ihren Bruder übergeben musste.
Freunde
Bekannte
Liebe
Feinde
Vergangenes
Aktive Szenen (3)
siblings function as safety net in a chaotic world
Elinor Walden • Randall Shaw
06.06.2021, früher Nachmittag [Bridgeport] Spielplatz
Elinor Walden • Randall Shaw
06.06.2021, früher Nachmittag [Bridgeport] Spielplatz
you bring the tonic, alpaca the gin
Oisín O´Connor • Elinor Walden
17.07.2021, nachmittags Le Lama Hereux
Oisín O´Connor • Elinor Walden
17.07.2021, nachmittags Le Lama Hereux
you called for an emergency babysitter – here I am!
Blake Thompson • Elinor Walden
03.08.2021, vormittags 2912 S Emerald Ave
Blake Thompson • Elinor Walden
03.08.2021, vormittags 2912 S Emerald Ave
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