Rebecca North
Jules
23.12.2022
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Jessica Chastain
running middle fingers through the red lights

Zartes Stimmchen, hohe Absätze.
„Interessiert mich nicht“, nuschelnd, weil auf den Lippen gerade noch 999 – Forever Dior trocknet. Blutrot, während der Kugelschreiber königsblaue Tinte auf den Notizblock spuckt. Zuckerfreier Vanillesirup in den Kaffee gerührt und Rebecca dreht die Tasse zwei Millimeter nach links bis das Fox News Logo perfekt zu Kamera ausgerichtet ist. Das einstudierte Lächeln fällt nach der letzten Botoxspritze schwer. Solange sie nicht on air sind, ist das eh nur ein Zähneblecken. Die 44 Jahre muss ja niemand direkt erkennen können. Scheinwerfer leuchten auf, dimmen ab und Rebecca schließt die Augen. Ein paar Sekunden Ruhe, bevor tausende Zuschauer sie auf dem heimischen Fernseher bei der Gratwanderung zwischen seriösem Journalismus und Fake News begleiten.
17 Jahre arbeitet Rebecca nun schon als Fox News Anchor. Most watched. Most trusted. Stolz macht sie das, sich jede Minute Sendezeit erkämpft zu haben – mal mit mehr, mal mit weniger kollegialen Mitteln. Böse Zungen (vorzugsweise liberal, siehe auch: arm) behaupten, Knebel – äh, pardon, Arbeitsverträge beim berüchtigtsten amerikanischen Nachrichtensender zu unterzeichnen, sichert einen Platz in der Hölle; Rebecca wirft sich den Hugo-Boss-Wollmantel über (für Tom Ford hat es dann doch nicht gereicht) und findet, ein extra reservierter Platz in der Nachwelt ist verdammt gastfreundlich.
Gastfreundlichkeit, das kann Rebecca übrigens auch. Nicht aus Nächstenliebe, sondern aus Berechnung. Sich mit den richtigen Personen zum richtigen Zeitpunkt gut zu stellen, lässt Sprossen in der Karriereleiter erscheinen, die verbissene Arbeitseifer nur erahnen lässt. Social Butterfly hier, bissige Kollegin da: Rebecca hängt ihre Fahne in den Wind und schaut, wohin sie weht. Prinzipien muss man sich leisten wollen. Sie leistet sich lieber neue Perlenohrringe. Ach ja, und sorgt dafür, dass ihre Tochter Casey irgendwann mal das Kunststudium absolvieren kann, ohne über Studienkredite und Tütensuppen nachdenken zu müssen. Es hat gedauert, bis Rebecca bei diesem Studienwunsch nicht mehr das Gesicht verzogen hatte, aber vielleicht bügelt das all die verpassten Stunden aus, die sie dem Kindermädchen überlassen hatte. Ein Kind kostet Zeit, Zeit ist Geld und Rebecca hat lieber ihren Kontostand wachsen sehen. Die pittoreske Stadtvilla in 4820 S Kimbark Ave lässt sie ruhig schlafen, seitdem die letzte Ratenzahlung getilgt worden ist. Mit Lebensmittelmarken und einem spielsüchtigen Vater aufzuwachsen, hinterlässt eben Spuren.

Good to Know
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