Bereits als Kind hatte Silas Matsouka einen absoluten Fable für Mode, wenn man seiner Familie Glauben schenken will. An das Durchwühlen sämtlicher Kleiderschrank im Mehrgenerationen-Haushalt und anschließenden Modenschauen im Kinderzimmer, kann er selbst sich noch lebhaft erinnern. Nicht immer stieß es bei seiner Mutter auf Gegenliebe, wenn er ihren teuren Dior-Lippenstift bei allen sechs Kindern im Haushalt auf Lippen und als Rouge-Ersatz auf den Wangen eingearbeitet hatte. Dabei scheint die frühe Übung gar nicht so schlecht gewesen zu sein, denn tatsächlich ist eine seiner Cousinen heute Model und seine Schwester arbeitet als Vertriebsleiterin für einen großen Make-up Konzern - seitdem ist auch Silas bestens mit allem möglichen versorgt und muss keine Lippenstifte mehr zweckentfremden. Das würde in seiner heutigen Profession als Personal Stylist & Life-Image-Coach wohl auch genauso wenig auf Gegenliebe stoßen, wie es das bei seiner Mutter getan hat, immerhin gehören zu Silas Kundenstamm inzwischen einige hochrangige Leute des öffentlichen Lebens und er kann stolz darauf sein, sich all das eigenständig erarbeitet zu haben. Sein Motto ist und bleibt: Was du trägst, sagt alles – bevor du auch nur ein Wort gesagt hast.
Als eine Trotzreaktion, die sich ausgezahlt hat, könnte man sein Motto wohl auch beschreiben, immerhin hatte Silas schon sehr früh seinen eigenen Stil und ist damit mehr als einmal in sozialen Umfeldern angeeckt. Dass seine Klassenkameraden aus seinem Vornamen den Schmähnamen Sissy machten, hat ihn eher trotzig werden lassen. Zu hören, dass seine Mutter hinter verschlossenen Türen zustimmte, dass ein Junge, der sich derart kleidet durchaus verdient als Weichei betitelt zu werden, war der Moment, in dem das erste Mal tatsächlich etwas in Silas' Innerem zu Bruch ging. Von einem Menschen den man bedingungslos liebte, derart zurückgewiesen zu werden, veränderte Silas gewaltig, härtete ihn in gewisser Weise aber auch dagegen ab, sich zu sehr auf andere zu verlassen. Oder sie überhaupt erst zu Wort kommen zu lassen. Der Single würde, gäbe es Meisterschaften darin, wohl problemlos in der obersten Liga des Schwindelig-Redens mitspielen können. Je weniger andere zu Wort kommen, desto weniger können sie einem halt Widerworte geben oder so unliebsame Fragen anbringen, wie zum Beispiel nach dem Alter. Schon seit Jahren hat der heute 39-jährige das niemandem mehr verraten, „so wie einst Zsa Zsa Gabor“ und tut jedes Mal empört, wenn Leuten der Name dieser Diva nichts mehr sagt – ein guter Aufhänger, um ebenfalls zur Diva zu werden und alle vergessen zu lassen, dass sie eigentlich das Alter des Stylisten erfragen wollten. Selbst in seiner WG in der 3326 W North Ave hat man irgendwann aufgegeben zu fragen und seitdem wird Silas pauschal nur noch zum über 21ten Geburtstag gratuliert.