Jose Newby ist mittlerweile 22 Jahre, am 14.03.1999 geboren und ist als Student an der University of Illinois at Chicago eingeschrieben, um Literaturwissenschaften zu studieren. Irgendwann Autor zu werden, klingt doch nicht schlecht, oder? Der junge Mann wohnt seit gut einem Jahr in einer alten Industriehalle am Rand von Hyde Park an der 5124-32 S Kimbark Ave, die nur Leute „Wohnung“ nennen, die ein Faible für Backsteinromantik und quietschende Rohre haben. In Chicago ist er eigentlich nur gelandet, weil sein Vater versetzt wurde und wie immer durfte die ganze Familie brav mitmarschieren. Hurra. Aus New York raus, ab nach Maine, weiter nach Chicago. Kein Wunder, dass Jose das Gefühl hat, ständig irgendwo rein- aber nie wirklich anzukommen. Er ist der jüngere Zwilling in der Familie von drei Kindern. Klingt spannend? Ist es nicht. Sein Bruder und er sind wie Feuer und Wasser, und Jose hat schon früh beschlossen, dass er sich am besten mit bissigen Kommentaren und einem ordentlichen Hauch Abneigung schützt, besonders vor dem Gesicht, das ihn ständig an sein eigenes erinnert. Er wäre gern einzigartig, stattdessen klammert sich die Krise an ihn wie ein Schatten. Nach außen gibt sich Jose oft arrogant, spöttisch und gern mit der größten Beleidigungs-Sammlung Chicagos im Gepäck. Drinnen steckt aber mehr Empfindsamkeit, als er zugeben würde. Er schreibt Tagebuch, liest, denkt viel nach und zieht es vor, Leute nur mit sehr spitzen Fingern an sich ranzulassen. Früher war er der Schulkönig mit den oberflächlichen Freunden. Erst die Kleinstadt in Maine, aus der er hier her gezogen ist, hat ihm beigebracht, was echte Freundschaft ist und die vermisst er noch immer. Momentan ist Jose single und kann nicht darüber klagen. Oder vielleicht ein bisschen. Nicht, dass er das groß zugeben würde, aber vielleicht spuken da noch Gedanken an jemanden herum, die er gern verdrängen würde.