Woojin Han (한우진) wurde am 18. Mai 1978 in Busan, Südkorea geboren – eine Stadt, in der das Meer allgegenwärtig ist, aber für ihn lag die wahre Weite nicht im Ozean, sondern auf dem Eis. Schon als Kind stand er lieber auf Kufen als auf festem Boden. Was als spielerischer Gleitversuch begann, wurde schnell zur Berufung: Bereits im Grundschulalter wurde sein Talent erkannt, gefördert – und bald darauf national gefeiert. In seinen frühen Zwanzigern galt Woojin als einer der vielversprechendsten Eiskunstläufer Südkoreas. Technisch brillant, mit einer nahezu erstaunlichen Präzision, aber gleichzeitig auch in der Lage, seine Küren mit solcher Emotionalität und Eleganz zu füllen, dass selbst erfahrene Preisrichter ins Schwärmen gerieten. Seine Laufbahn gipfelte in einem der größten Erfolge, die ein Läufer erreichen kann: dem Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City. Doch die Karriere auf dem Eis ist oft kurz und gnadenlos. Ein Jahr nach seinem größten Triumph zog sich Woojin bei einem Sturz während eines Trainings eine komplexe Schädigung des Sprunggelenks zu – eine Verletzung, die chirurgisch zwar behandelt werden konnte, aber seine Fähigkeit, längere Programme schmerzfrei zu laufen, dauerhaft einschränkte. Der Traum von einer weiteren Olympia-Teilnahme zerbrach von einem Moment auf den anderen gänzlich. Rückblickend spricht er selten verbittert über diesen Einschnitt. Der Eiskunstlauf war sein Leben gewesen – nicht nur wegen des Ruhms, sondern wegen der Lehren, die er ihm mitgegeben hat: Disziplin, Fokus, und vor allem die Fähigkeit, selbst im größten Druck nicht den eigenen Ausdruck zu verlieren. Zwar hat ihn der Wettkampfsport losgelassen, aber er selbst das Eis nie ganz, so zieht er heute noch spät abends, wenn die Halle leer ist, seine Runden über dieses. Nicht für ein Publikum, nicht für eine Medaille. Nur für sich selbst. Und für das Gefühl, dass das Eis ihm nie ganz fremd geworden ist. Heute lebt der 43-Jährige mit seiner Frau in Chicago, in der 5052 S Ellis Ave, wo er als Trainer für einen vielversprechenden jungen Läufer arbeitet, der sich auf die kommenden Olympischen Spiele vorbereitet. Seine Zeit in Korea hat er bewusst hinter sich gelassen – nicht aus Flucht, sondern weil er einen neuen Abschnitt gesucht und gefunden hat. Doch so klar sein Weg auf dem Eis der Vergangenheit angehört, so ungewiss ist derzeit seine persönliche Zukunft: Die Ehe mit seiner Frau steht auf der Kippe. Nach Jahren der vergeblichen Versuche, ein gemeinsames Kind zu bekommen, hat sich zwischen ihnen zunehmend Frust und Entfremdung breitgemacht. Der unerfüllte Kinderwunsch wurde zu einem wiederkehrenden Auslöser von Streit, und inzwischen steht sogar eine Scheidung im Raum.