Der Eindruck, dass Leif Princeton Blackwell mit dem berühmten goldenen Löffel im Mund geboren wurde, kommt nicht von ungefähr und auch schon früher ging das Gerücht um, dass der kleine Prinz der Familie vermutlich schon mit Smoking und überheblichem Grinsen auf die Welt gekommen sein muss. Dass seine Familie von altem Geld abstammt, kann Leif kaum leugnen und zu behaupten nicht über alle Maßen privilegiert aufgewachsen zu sein, würde ihm ebenso wenig gut zu Gesicht stehen. Er wüsste aber auch gar nicht, warum er sich mit solchen Lügen aufhalten sollte, denn zumindest in seinem Geburtsort Houston, Texas, hatte sein Familienname schon lange vor seiner Geburt Gewicht und eine gewisse Arroganz sagt man allen Familienmitgliedern nach. Welchen tatsächlich eher sanftmütigen Charakter Leif hinter seiner offiziellen Fassade verbirgt und dass er keineswegs zum Lachen in den Keller geht, müssen ja aber nur die Leute wissen, die ihm am Herzen liegen. Ansonsten gibt der 53-jährige sich diplomatisch, was sein früheres Berufsleben im United States Foreign Service auch regelrecht eingefordert hat – zumal er nach diversen Stationen im Auswärtigen Amt, angefangen als einfacher Konsularbeamter, letztlich seinen Traum als Botschafter zu arbeiten tatsächlich verwirklichen konnte. Ganz ohne Preis kam dieser allerdings nicht daher und Leif, ebenso wie seine Liebsten, haben auf vieles verzichten müssen in den Jahren, damit er an sein Ziel kommt. Wenn er auf sein bisheriges Leben zurückblickt, kann er jedenfalls nicht behaupten, dass er alle Entscheidungen heute noch einmal so treffen würde.
Glücklicherweise ist in der Regel jedoch nicht allzu viel Zeit übrig, um den Gedanken einfach einmal freien Lauf zu lassen, denn als Abgeordneter des Repräsentantenhauses von Illinois des 18. Wahldistrikts gibt es immer genug Anliegen, um die es sich kümmern gilt. Sollte es widererwartend aber doch einmal an dieser Front ruhiger werden, sorgt mit Sicherheit eines seiner drei Kinder für die nötige Aufregung und das ein oder andere Gespräch zwischen den geschiedenen Eheleuten Blackwell, bei dem man sich gelegentlich fragen muss, warum Sandrine und Leif sich überhaupt jemals getrennt haben. Was für Außenstehende fraglich wirkt, ist dem ehemaligen Paar hingegen klar: Leifs Herz war nie ganz bei der Sache. Gute Freunde sind er und seine Exfrau trotzdem und da ihrer beider Herzen für die gemeinsamen Kinder brennen, sind sie schon alleine deswegen noch immer ein unzertrennliches Team. Sehr zum Ärger ihres Nachwuchses, der das übliche Trennungskinderspiel nie spielen konnte – außer seiner jüngsten Tochter, denn tatsächlich ertappt Leif sich manchmal, dass er ihr viel zu viel durchgehen lässt. Wie auch jetzt wieder, nachdem sie sich in den Kopf gesetzt hat, dass Leifs Haus in der Greenwood Street 1112 in Evanston groß genug ist, um das Töchterchen 'vorerst' als Studentin zu beherbergen.