Wer ist die Frau, die vor Lachen beinahe vom Barhocker fällt? Die bereits den fünften Espresso Martini bestellt hat? Die mit jedem Wort lauter und leidenschaftlicher spricht, wenn sie sich aufregt? Deren Garmin sie immer wieder warnt, weil ihr Stresslevel zu hoch ist? Fernanda Gálvez. Gálvez mit einem betonten á. Lass sie das nicht fünf Mal wiederholen, sonst fängt sie an, darüber zu sprechen, wie ehrenlos es war, als ihr Mittelschullehrer sie drei Jahre lang Little Miss Garcia nannte. Mit ihren 33 Jahren (geboren 15.12.1988) sollte sie vielleicht langsam daran denken, Kinder zu bekommen. Aber allein der Gedanke, eine Geburt durchstehen zu müssen, ist für Fernanda ein Albtraum – sie wird liebevoll von Freunden auch einfach Nanda genannt.

Bis vor einigen Monaten arbeitete sie im Glenwood Regional Medical Center. Sie ist ausgebildete Krankenschwester und behält vor allem in stressigen Situationen einen besonders kühlen Kopf. Ausser bei Prüfungen – da zieht Fernanda blank. Die höhere Fachschule blieb daher nur ein Traum. Mit dem Wunsch nach Veränderung und der Trennung ihres Ex-Freundes zog sie nach Chicago und arbeitet seit einigen Monaten als 9-1-1 Dispatcher in der Notrufzentrale. Der Job macht ihr Spass, ist herausfordernd und erinnert sie an die Abgründe und Dummheiten der Menschheit. Gleichzeitig darf sie mit den besten Menschen zusammenarbeiten: Polizisten, Feuerwehrleuten, Ärzten, Schwestern und Ersthelfern.

Ihr Arbeitsort ist nur eine 20-minütige Autofahrt von ihrer Wohnung entfernt. Die Wohnung in 1367 E 53rd Street war ein Glücksgriff – und direkt über dem Ort, an dem einem sofort warm ums Herz wird: Das Purrfect Brew. Wer ihre Wohnung betritt, befindet sich sofort im Herzen ihres Pinterest-Feeds. In ihrer Wohnung laufen ständig mehrere Projekte parallel: Sie upcycelt Möbel, in der Ecke steht ein riesiges Malen nach Zahlen-Bild, und die Badematte mit nice butt ist ihr ganzer Stolz im Badezimmer – natürlich selbstgemacht.
Wer bei ihr pinkeln oder duschen möchte, darf auch die Discokugel bewundern, die ausgewählten Bilder (10/10, "poop here again") und die Polaroidfotos ihrer Freunde – wirklich jeder ist an der Tür aufgehängt. Wenn sie nicht zuhause bei einem Projekt oder bei der Arbeit ist, trifft man sie garantiert entweder in der Autogarage (ihr alter VW Käfer braucht ständig Wartung) oder beim Sport. Yoga und Pilates helfen ihr, runterzukommen, ihr Fahrrad treibt den Puls hoch – und ehrlich gesagt, beim Joggen starrt sie nur die strammen Waden der süssen Jogger vor sich an. Bewegung macht ihr Spass, genau wie Kaffee in stilsicheren Gläsern – vor allem Espresso Martinis, die ihr den nötigen Kick geben, um die ganze Nacht durchzutanzen.